Erste Hilfe


Ob es sich um den eigenen Hund oder einen fremden handelt - in Notsituationen sollte jedes Tier Hilfe erhalten. Bislang gibt es in deutschen Städten nur wenige ambulante Tierrettungsdienste. Deshalb ist der Hundehalter selbst gefragt, im Notfall die wichtigsten Maßnahmen richtig einzusetzen.
Ein kleiner Leitfaden zur richtigen und effektiven Hilfe bei einem Unfall / Notfall soll hier gegeben werden:
7 Punkte sollten beachtet werden und schrittweise in Ruhe nacheinander abgearbeitet werden:

1. Situation beurteilen, wie schlimm ist die Verletzung?
2. Ruhe bewahren und den Hund vorsichtig und gründlich untersuchen
3. Besteht akuter Handlungsbedarf z.B. bei einer klaffenden Wunde oder Erstickungsgefahr?
4. kann der Hund ist Auto transportiert werden?
5. Tierarzt per Handy/ Telefon über Eintreffen vorab informieren
6. Hund während der Fahrt im Auge behalten
7. Zum nächsten Tierarzt fahren

Beurteilung des Notfalls:

  • Weniger dringender Notfall: Frakturen der langen Röhrenknochen, Verrenkungen, Bänderschäden, tiefere Wunden Folgende Schritte: Tierarzt - Konsultation, aber es liegt keine Lebens bedrohliche Verletzung vor

  • Schwere Notfälle: tiefe Verletzungen, Thorax- und Abdominalverletzungen, Lähmungserscheinungen, offene Frakturen, offene Gelenksverletzungen
    Folgende Schritte: Erste - Hilfe - Maßnahmen sind sinnvoll, Transport zum Tierarzt innerhalb einer Stunde
  • Dringende Notfälle: vielfache tiefe Verletzungen, schwerer Schock, offene Thorax- oder Abdomenverletzungen, Kopfverletzungen, schwere Atemnot, Wirbelsäulenverletzungen mit Lähmungen Folgende Schritte: Erste - Hilfe - Maßnahmen und sofortiger Transport zum Tierarzt (je nach Verletzung einige Minuten bis maximal eine Stunde)
  • Absolute Notfälle: Atem- und Herzstillstand, Verlagerung der Luftwege, starke Blutungen Folgende Schritte: sofortige Erste - Hilfe - Maßnahmen einleiten, der Weg zum Tierarzt dauert
  • zu lange

Vorsorgemaßnahmen:
Schmerzen, Verletzungen und Bewusstseinsstörungen können Tiere unberechenbar machen. Damit der Hund seinen Nothelfer nicht beißt, sollte ein improvisierter Beißschutz angelegt werden. Dienlich ist dafür ein Strick, eine Mullbinde oder auch eine Krawatte. Daraus wird eine Schlinge geformt, die um die Schnauze fest gezogen wird. Der Knotenpunkt liegt auf der Schnauze. Die Enden werden unter der Schnauze und den Ohren lang geführt und hinter dem Kopf verknotet.


Transport zum Tierarzt:
  • Kann der Hund nicht mehr laufen, so kann er entweder auf dem Arm getragen werden oder mit Hilfe ein stabilen Decke und zwei Leuten zum Auto transportiert werden
  • Beim Transport sind die Verletzungen nach Möglichkeit zu schonen
  • Der Hund muss sicher im Auto transportiert werden. Er sollte z.B. nicht vom Sitz rutschen können. Optimal ist ein zweite Person, die beruhigend auf den Hund einwirkt.
  • Beim Verdacht auf Rückenverletzungen sollte ein harter Transportuntergrund gewählt werden, der Hund muss unbedingt liegen.
  • Trotz großer Eile gilt: Vorsichtig fahren, dem Tier und der Umwelt zu liebe.
  • Erste - Hilfe - Maßnahmen fortsetzen
  • Beruhigend auf den Hund einwirken und selbst Ruhe bewahren

Überprüfung der Lebenszeichen:
  • Herzschlag: Hund auf die Seite legen und das Ohr dicht auf den Brustkorb hinter dem Ellbogen legen. Dann wird eine halbe Minute lang der charakteristische Doppelschlag gezählt und dann verdoppelt.
Normalwert: für große Rassen 80 - 100 Schläge pro Minute
für kleine Rassen 100 - 120 Schläge pro Minute

  • Pulsmessung: flache Hand auf die Innenseite des Oberschenkels (Knienähe), die Hand umfaßt das Knie. Dann werden die Finger langsam zurück gezogen bis man die Arterie fühlt. Pulsschläge über eine halbe Minute zählen und dann verdoppeln.
Normalwert: wie beim Herzschlag
  • Atmung: eine halbe Minute zählen, wie oft sich der Brustkorb hebt und den Wert verdoppelen. Man kann die Atmung auch an der Nase kontrollieren. Dafür wird die Hand an die Nase gehalten und darauf geachtet, ob Luft ausströmt.

Normalwert: 10-40 Atemzüge pro Minute
  • Reflexe: sie funktionieren auch beim Ausfall von Atmung oder Herz. Es gibt drei Reflexe, die in folgender Reihenfolge überprüft werden:

1. Zwischenzehenreflex: in die Haut zwischen den Zehen kneifen. Beim vorhandenen Reflex wird das Bein angezogen oder die Pfote zuckt
2. Lidreflex: Das Ober- oder Unterlied mit den Fingern berühren. Der Hund wird blinzeln oder das Auge zukneifen.
3. Hornhautreflex: Vorsichtig mit dem Finger den Augapfel berühren, der Hund wird blinzeln.

Wiederbelebungsmaßnahmen nach dem ABC-Schema:

Sollte sich bei der Kontrolle der Lebenszeichen ergeben, dass evtl. ein Herz- oder Atemstillstand vorliegt, so beginnt man (wie beim Menschen) mit Wiederbelebungsversuchen. Zur Entlastung des Herzmuskels wird der Hund nach Möglichkeit auf die rechte Seite gelegt.

Dann geht man nach dem ABC-Schema vor:

A Atemwege frei machen
Maul öffnen und Zunge raus ziehen, dann evtl. Futtereste oder Erbrochenes mit den Fingern entfernen

B Beatmen
Mund - Schnauze - Beatmung: der Fang des Hundes wird zugehalten und Atemluft in die Nase des Hundes geblasen bis sich der Brustkorb des Hundes hebt. Die Beatmung erfolgt alle drei Sekunden. Sinnvoll ist eine Beatmung bis max. 10 Minuten.

C Circulation
Wird kein Puls oder Herzschlag mehr gefühlt, so muss die Blutzirkulation wieder angeregt werden, dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Faustschlag
Zuerst wird die Position des Herzen ertastet. Dafür liegt der Hund auf der rechten Seite. Das Herz liegt zwischen der dritten und sechsten Rippe. Von der Brustkorbmitte versetzt man die Hand leicht nach links. Auf diese Stelle schlägt man mit der Faust einmal kräftig zu und kontrolliert danach mit dem Ohr auf dem Brustkorb einen evtl. Herzschlag. Der Schlag wird nur einmal ausgeführt!

2. Herzdruckmassage
Handfläche auf die Stelle des Herzens legen und einmal pro Sekunde einen kräftigen Druck ausüben. Zwischendurch Herzschlag kontrollieren. Sinnvoll ist eine Massage bis max. 10 Minuten.


Schockzustände:
Anzeichen äußerlich: Unruhe, Hecheln, zitternde Gliedmaßen, niedrige Körpertemperatur, allgemeine Schwäche, Bewußtlosigkeit

Anzeichen zu prüfen:
  • Puls fühlen, wenn er schnell aber schwach ist, ist es ein Schockanzeichen
  • Blasse Schleimhäute, durch leichtes Drücken auf die Schleimhäute im Mund (an nicht pigmentierter Stelle) entsteht ein weißer Fleck, der normalerweise schnell verschwindet

Ursachen des Schocks:
Massive Blutverluste, große Flüssigkeitsverluste (Durchfall, Erbrechen), Verbrennungen, schwere Herzprobleme, unverträgliche Arzneimittel, Insektenstiche, Vergiftungen, Bauchfellentzündungen, innere Blutungen, Blutgerinsel
Phasen des Schocks:

1. sinkender Blutdruck, Blutgefäße ziehen sich zusammen, nur die Organe werden durchblutet, Gliedmaßen kühlen ab
2. giftige Stoffwechselprodukte sammeln sich in den Organen, Gewebswasser tritt aus, evtl. Organschäden durch zu wenig Sauerstoff
3. Weitung der Blutgefäße, Organe werden nicht mehr durchblutet, Einstellung der Blutgerinnung, der Hund stirbt
Maßnahmen beim Schockzustand:
1. evtl. Blutungen versorgen und Kreislauf überprüfen
2. bei Herz- oder Atemstillstand erfolgen Wiederbelebungsmaßnahmen (siehe ABC-Schema)
3. sofort zum Tierarzt



Insektenstiche:
Für gesunde Hunde ist ein Insektenstich normalerweise nicht lebensbedrohlich, trotzdem gibt es Stellen z.B. am Maul, an denen Stiche unbedingt versorgt werden sollten. Im folgenden einige Tips zur Versorgung von Stichen.

Stiche in der Maulhöhle: Diese sollten versorgt werden, da sie stark anschwellen können und so zu Atemnot führen. Einstiche an der Lefze können mit einem Kühlbeutel gekühlt werden. Befindet sich der Einstich im Rachenraum sollte man einen Tierarzt aufsuchen.

Bienen-, Wespen- und Hornissenstichen: Bei diesen Stichen sollte man zunächst überprüfen, ob der Stachel noch im Hund steckt. Bei Bienenstichen ist dieses meist der Fall. Man setzt dann eine Pinzette möglichst dicht an der Haut an und zieht ihn gefühlvoll raus. Bricht der Stachel ab, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden (Infektionsgefahr!). Dann kann die Stichstelle auf verschiedene Weise behandelt werden:
  • kühlende, schmerzstillende Salben
  • kühlende Kompressen
  • Kühlbeutel
  • Homöopatische Mittel
Stechmücken- und Bremsenstiche Sie sollte ggf. gekühlt werden.
  • Allgemeine Mittel
  • Frische Zwiebelscheiben auf die Stiche legen
  • Umschläge mit Sauerkraut
  • Rescue-Remdy-Tropfen auftragen
  • Teebaumöl
  • Ringelblumensalbe
Zecken:
  • Vorbeugen durch Antizeckenmittel wie Frontline, Exspot,...
  • Jährlich Impfung gegen Borreliose
  • Bei einem Zeckenbiß sollte die Zecke mit einer Zeckenzange entfernt werden

Vergiftungen:

Allgemeine Symtome: Krämpfe, Erregungszustände, vermehrtes Speicheln, Durchfall, Erbrechen
Wichtige Symptome für eine Vergiftung sind:
1. Störung des Nervensystems:
Muskelzittern, Krämpfe, Erregungszustände, Erblindung, hohes Fieber
2. Störung des Verdauungstraktes:
Durchfall, Erbrechen, Speicheln

Besteht der Verdacht einer Vergiftung, sollte der Tierarzt vorab informiert werden und dann so schnell wie möglich aufgesucht werden. Zusätzlich können noch Erste Hilfe Maßnahmen eingeleitet werden.
Je nach Ursache gibt es unterschiedliche Methoden.

Aufnahme von Gift in den Hund
Es gibt drei Möglichkeiten, wie sich ein Hund vergiften kann:

1. Einatmen:
  • Mögliche Verursacher: vor allem giftige Gase wie Kohlenmonoxid führen zu Vergiftungen.
  • Symtome: zittrige Beine, blasse bläuliche Schleimhäute
  • Behandlung: Frischluft, Tierarzt aufsuchen
2. Hautkontakt:
  • Mögliche Verursacher: Säuren, Laugen, Terpentin, Öl und Schmieröl
  • Symtome: schädigende Wirkung an den betroffenen Stellen sind zu erkennen
  • Behandlung: Stellen abwaschen, Tierarzt sofort aufsuchen
3. Orale Aufnahme:
  • Rattengift: besteht der Verdacht, sofort zum Tierarzt. Erbrochenes sollte mitgenommen werden, da daran das Gift identifiziert werden kann und somit schneller ein Gegengift gegeben werden kann.
  • Schneckengift: diese verursachen meist Muskelkrämpfe, bei Verdacht gleich zum Tierarzt
  • Weitere giftige Stoffe: Insektizide, Medikamente wie Asperin, Frostschutzmittel, Säuren, Laugen, Terpentin, diverse Giftpflanzen
Gegenmaßnahmen nach dem Verzehr von Giftstoffen:
  • Hund zum Erbrechen bringen: warmes Salzwasser verabreichen (eine Tasse mit 5 Teelöffeln Salz)
  • ACHTUNG: liegt die Giftaufnahme mehr als 2 Stunden zurück ist das Erbrechen sinnlos. Sollte es sich um Säuren oder Laugen halten, die verschluckt wurden oder krampft der Hund bzw. ist er bewußtlos, sollte der Hund nicht zum Erbrechen gebracht werden.
    Wetter bedingte Krankheiten:
    Hitzschlag:
    Symptome: starkes Hecheln, Krampfanfälle, Bewußtlosigkeit, Herzrasen, hohe Temperatur (evtl. Fieber)
    Maßnahmen:
    • Hund an einen schattigen, kühlen Ort (möglichst mit Windzug)
    • Pfoten mit feuchten Tüchern, Kühlakkus, etc. abkühlen
    • Bei Bewußtlosigkeit nach ABC-Schema vorgehen
    • Zum Tierarzt, aber nicht im heißen Auto, ggf. Tierarzt zu sich rufen